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Medikament gegen Arthrose Schmerzen: Hoffnung in Sicht

Zuletzt aktualisiert am 14. Dezember 2023 von tirolturtle

Medikament gegen Arthrose Schmerzen: Mit der Erforschung eines monoklonalen Antikörpers könnte es bald Hoffnung für Arthrose Schmerzpatienten geben.

Im Rahmen der 19. Schmerzwochen hat die Österreichische Schmerzgesellschaft das Thema „Arthrose Schmerzen“ aufgegriffen und über ein neues Medikament informiert.

Es geht dabei um den monoklonalen Antikörper Tanezumab, dessen Wirkstoff jenen Arthrose Schmerzpatienten helfen könnte, bei denen herkömmlichen Analgetika nicht wirken, oder die diese nicht vertragen.

Aus Gründen der Aktualität und der Wichtigkeit des Themas findest du nachfolgend die aktuelle Pressemitteilung der Österreichischen Schmerzgesellschaft vom 29. Jänner 2020 im Originalwortlaut:

Prof. Dr. Michael Ausserwinkler Medikament Arthrose Schmerzen

Prof. Dr. Michael Ausserwinkler

Die Gelenkerkrankung Arthrose ist sehr weit verbreitet und schwer behandelbar. Mit der Entwicklung und weiteren Erforschung eines monoklonalen Antikörpers könnte es bald ein neues Medikament für die Schmerzbehandlung bei Arthrose geben. Die Forschung arbeitet derzeit daran herauszufinden, welche Patientengruppen davon am besten und ohne Nebenwirkungen profitieren.

1,4 Millionen Menschen sind in Österreich von der Gelenks-Erkrankung Arthrose betroffen, sie ist die häufigste, aber auch eine sehr schwer behandelbare rheumatische Krankheit. Arthrose-Schmerzen werden herkömmlicherweise mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) oder Opioiden behandelt.

ÖSG Vorstandsmitglied Prof. Dr. Michael Ausserwinkler, Facharzt für Innere Medizin mit Spezialgebiet Rheuma-Erkrankungen in Villach, anlässlich der 19. Österreichischen Schmerzwochen:

Doch ist zu erwarten, dass schon bald ein monoklonaler Antikörper verfügbar sein dürfte, der auf andere Weise wirkt: Er hemmt die Wirkung des Nervenwachstumsfaktors und verhindert so die Weiterleitung von Schmerzsignalen aus Muskeln, Haut und Organen an das zentrale Nervensystem.

Der neue Wirkstoff könnte jenen Arthroseschmerz-Patienten helfen, bei denen herkömmlichen Analgetika nicht wirken, oder die diese nicht vertragen.

Arthrose entsteht durch ein Missverhältnis zwischen abbauenden und aufbauenden Prozessen im Gelenkknorpel und den darunterliegenden Knochen. Wird mehr Knorpelmasse ab- als aufgebaut, kommt es zu Abnützungen und Schädigungen des Knorpels und in der Folge zu Entzündungen und Schmerzen.

Medikament gegen Arthrose Schmerzen: monoklonaler Antikörper Tanezumab

2019 wurden die Ergebnisse einer Phase-III-Studie (Berenbaum F et al.) vorgestellt, in der 849 Patienten mit mittelstarken bis starken Arthrose-Schmerzen subkutan 2,5 mg bzw. 5 mg des monoklonalen Antikörpers Tanezumab oder Plazebo erhielten. Prof. Dr. Michael Ausserwinkler:

Die Patienten, die mit 5 mg Tanezumab behandelt wurden, hatten nach 24 Wochen im Vergleich zur Placebo-Gruppe deutlich weniger Schmerzen, eine bessere körperliche Funktion sowie eine bessere Gesamtbeurteilung hinsichtlich des allgemeinen Krankheitsverlaufs.

Bei den Patienten, die mit 2,5 mg Tanezumab behandelt wurden, verbesserten sich Schmerz und körperliche Funktion auch deutlich, aber die Gesamtbewertung der Patienten hinsichtlich ihrer Arthrose-Schmerzen unterschied sich nicht von der jener Patienten, die nur Plazebo erhalten hatten. Bezüglich der Sicherheit des Medikaments zeigte die Studie, dass Tanezumab generell gut verträglich ist.

In einer weiteren neuen Studie (Tive L et al.) erhielten Patienten mit fortgeschrittener Arthrose, Tanezumab intravenös oder Tanezumab mit oralem NSAR (Naproxen, Celecoxib oder Diclofenac), beziehungsweise Vergleichsgruppen diese NSAR alleine oder Plazebo.

Es zeigte sich, dass Tanezumab alle Endpunkte bezüglich Schmerz und Funktionalität sowie des Allgemeinzustandes (Patient’s Global Assessment) der Arthrosepatienten verbesserte.

Bei der Untergruppe der Risikopatienten – Menschen mit Diabetes, schweren Arthrose-Symptomen oder mehr als 65 Jahren – waren die Ergebnisse ähnlich wie in der Gesamtgruppe. Auch wurde bei den Risikopatienten kein gesteigertes Risiko für Nebenwirkungen festgestellt. Prof. Dr. Michael Ausserwinkler:

Es gibt ausreichend Studien zu Tanezumab, die zeigen, dass das Medikament Patienten mit Hüft- oder Kniearthrose helfen kann. Somit könnte der Wirkstoff in absehbarer Zeit auf den Markt kommen.

Nun geht es noch um die Festlegung, welche Patientengruppen am meisten von diesem Medikament profitieren können und bei welchen die Gefahr ernsthafter Nebenwirkungen besteht.

Die klinische Entwicklung von Tanezumab als Schmerzmittel bei Arthrose wurde 2010 und nochmals 2012 von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA gestoppt, da es in Phase-III-Studien zu schnell fortschreitender Arthrose beziehungsweise zu Knochennekrose als Nebenwirkung kam. In der Folge konzentrierte sich die Forschung zu Tanezumab auf diese Nebenwirkung und die richtige Dosierung.

Quelle: Pressemitteilung der Österreichischen Schmerzgesellschaft

Edit: Im August 2023 ist im OARSI Journal ein Forschungsbeitrag erschienen. Es geht im Artikel um die Charakterisierung der nachteiligen Folgen für die Gelenke bei Patienten mit Osteoarthritis, die mit subkutanem Tanezumab behandelt werden.

Das Ergebnis lässt die oben beschriebene Hoffnung auf ein neues Arthrose Medikament in einem anderen Licht erscheinen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in Placebo- und NSAID-kontrollierten Studien mit SC-Tanezumab zur Behandlung von Arthrose, das Risiko für einen festgestellten Gelenksicherheits-Endpunkt (composite joint safety endpoint, CJSE), rasch fortschreitende Arthrose (rapidly progressive Osteoarthritis, RPOA) und Total Joint Replacement (TJR) bei Patienten, die Tanezumab erhielten, höher war als bei NSAID oder Placebo.

Rund um die 19. Österreichischen Schmerzwochen sind auf meinem Blog weitere Beiträge erschienen:

Österreichische Schmerzwochen Schmerzen wirksam vorbeugen

Arthrose App nach Gelenkersatz

Hinweis: Die hier geteilten Informationen sollen zur Stärkung der persönlichen Gesundheitskompetenz beitragen, ersetzen aber in keinem Fall die ärztliche Diagnose, Beratung und Behandlung.

Foto: ÖSG

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